Doreen Hartmann – Digital Art Natives

Soeben ist unter dem Titel Digital Art Natives ein neues Buch zum Thema Demoszene erschienen. In dieser quicklebendigen Szene geht es kurz gesagt um die Programmierung von musikalisch unterlegten Echtzeit-Animationen unter durch Wettbewerbsregeln oder Hardware limitierten Bedingungen – auch im Jahr 2017 werden Demos etwa für den C 64, den Amiga 500 und andere historische Plattformen geschrieben, und es ist erstaunlich, was findige Programmierer aus diesen Kisten herauskitzeln. Die größten deutschen Demo-Veranstaltungen sind die Revision und die Evoke. Autorin des Buches ist die studierte Informatikerin, Medien- und Literaturwissenschaftlerin Doreen Hartmann, die im Heinz Nixdorf MuseumsForum als Kuratorin arbeitet.

Das Buch verzichtet bewusst auf Abbildungen, stattdessen gibt es eine Webseite zum Buch, die alle vorgestellten Demos in Form von Stand- und Bewegtbildern präsentiert und noch einiges mehr versammelt: http://digitalartnatives.de

Eine ausführliche Besprechung folgt.


Screenshot aus dem C64 Demo “We are Demo” von Fairlight, Offence & Noice

Verlagstext

Sie glauben nicht, dass mehrere Minuten animierte Bilder samt Ton in weniger Speicherplatz passen können als ein leeres Textdokument? Dann sollten Sie die Demoszene und ihren kreativen Output kennenlernen!

In den 1980er-Jahren knackten ihre Mitglieder den Kopierschutz von Computerspielen und ergänzten sie um kleine Programme. Vor dem Spielstart wurden dadurch in Echtzeit berechnete Textnachrichten und Logos eingeblendet, um den Gruppen Ruhm zu bescheren und ihren Namen bekannt zu machen. Bald schon lösten sich zahlreiche Szenemitglieder von den illegal agierenden Crackergruppen, um fortan die dann spielunabhängigen, audiovisuellen Animationen zu erstellen. Mit diesen Programmcodes präsentieren die Demoszener bis heute ihr Können und die Leistungsfähigkeit alter Computersysteme sowie aktueller Hardware auf ansprechende Weise.

Damit ist die Demoszene Wurzel der digitalen Kultur und produziert nahezu unerkannt digitale Kunst. Wer sind die Macher hinter diesen Artefakten? Was treibt Sie an? Welcher Reiz steht hinter ihren restriktiven Programmierverfahren und wie wirken sich die selbstgesetzten Limitierungen auf ihr künstlerisches Schaffen aus? Diese und weitere Fragen beantwortet die Autorin mit Blick auf sowohl das Außen – die szeneexternen kulturellen, sozialen, technologischen und ökonomischen Entwicklungen – als auch das Innen – die szeneinternen Strukturen, sozialen Praktiken und Artefakte.

Doreen Hartmann – Digital Art Natives
Kulturverlag Kadmos
348 Seiten
34.80 €